Genau 3 Wochen ist es jetzt her, dass wir eröffnen durften. Wir, das ist das Haus mit Leben, eine privat finanzierte und initiierte Wohneinrichtung mit Tagesbetreuung für 12 Menschen mit Behinderung in Orth an der Donau.
Nach mehr als 20 Jahren in der Selbständigkeit habe ich noch einmal die Herausforderung einer Anstellung als Geschäftsführer der Einrichtung übernommen. Naja, ganz lasse ich die Selbstständigkeit natürlich nicht fallen. Mit meinen Lieblingskunden arbeite ich gerne weiterhin an deren spannenden Projekten.
Aber warum jetzt diese Challenge? Die Leitung eines Wohnheimes im Pflegebereich?
Seit fast 3 Jahren begleite ich das Projekt, das aus dem persönlichen Bedürfnis betroffener Angehöriger der heutigen BewohnerInnen schon 2015 gestartet wurde.
Die Vision war von Anfang an klar. Ihre Kinder, Schwestern, Brüder, … sollen in einem einzigartigen familiären Umfeld in der Nähe das Wohnortes wohnen und leben, auch wenn sie nicht mehr in der Familie betreut werden können.
So hat die NÖ Bau- und Siedlungsgenossenschaft NBG in enger Abstimmung mit uns im Rahmen eines Wohnprojektes mit 32 Wohneinheiten zusätzlich 700qm Wohnfläche für das Haus mit Leben gebaut. Es ist schon sehr spannend, von der Planung, dem Spatenstich bis zum Einzug der BewohnerInnen mitzuwirken und zu gestalten. Dies soll jetzt quasi meine „finale Firmengründung“ und somit sinnstiftendste aller Herausforderungen sein, die ich in meinem Berufsleben angehe (Anmerkung meiner Tochter: Schauen wir mal 😂).
Ich hatte mit meinen beiden Kolleginnen im Leitungsteam den tollen Luxus gemeinsam mit den engagiert mitwirkenden Mitgliedern aus dem Verein Haus mit Leben (der Eigentümerin der Haus mit Leben Betriebs GmbH) einen Neubau und somit das „ideale“ Umfeld für unsere BewohnerInnen zu entwickeln. Die vorbildlichen Baufirmen unter der Leitung des Generalunternehmers PORR AG und dem aktiven Mitwirken zu einem doch nicht zum Stammgeschäft gehörendem Bauvorhaben der Genossenschaft NBG haben ein wahres Vorzeigeprojekt geschaffen.
Und nun noch die wirkliche Herausforderung in so einem Projekt im Pflegeumfeld – die Personalsuche. Dabei hat meine jahrzehntelange Erfahrung als Berater am Weg zum funktionierenden Unternehmen ein wenig geholfen. In der Pflege ist es heute so, dass ein/e MitarbeiterIn maximal ein paar Stunden suchen muss, bis sie/er eine neue Stelle hat. So schlimm ist nicht einmal die IT-Industrie im Bezug auf Engpässe an guten Leuten. Offenbar haben wir es geschafft, in der Vorbereitungszeit unseres Projektes, unsere Idee des künftigen Wohnhauses so zu präsentieren, dass ich mit etwas Stolz nun nach 3 Wochen Betrieb sagen kann, wir haben das beste Pflege- und Betreuungsteam für unser Haus gefunden. Danke, dass ihr euch auf das Abenteuer eingelassen habt.
Nicht vergessen, wir haben von NULL auf Vollbetrieb hochgefahren, ohne zu wissen, ob das, was wir in der Theorie erarbeitet haben, auch wirklich funktioniert. Mir ist mir schon klar, es klappt noch nicht alles so, wie wir es gerne hätten, aber wir sind auf einem verdammt guten Weg.
Nun aber noch einmal kurz zum Zeitpunkt vor dem Einzug der Bewohnerinnen. Drei Wochen vorher bekamen wir offiziell die Schlüssel übergeben. Nicht ins Projekt involvierte haben uns lächelnd gefragt, ob wir das wirklich ernst meinen, dass hier behinderte Menschen in Kürze wohnen sollen. Und ja, es war ein spannender Zeitplan, und dank der vielen engagierten Freiwilligen aus Orth an der Donau hätten wir es auch nicht geschafft.
Die Orther Musikkapelle, die Freiwillige Feuerwehr, viele privat organisierte Frauen und Männer des Ortes haben beim Aufbauen von Kästen, Regalen etc. mitgeholfen und dazwischen immer wieder eifrig gereinigt. Die beiden Meisterklassen der NÖ-Tischlerinnung haben uns in ihren Meisterprojekten Küche, Wohnraum, Dienstzimmer, Büro und Tagesgarderobe gebaut. Was soll ich sagen, diese Form an Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt habe ich in 40 Jahren Berufsleben noch nicht erlebt.
Die Woche vor dem Start leisteten wir uns gemeinsam mit allen 15 MitarbeiterInnen im Sinne des Kennenlernens und Teambuildings, wo wir als wichtige Basis unsere gemeinsamen Werte erarbeitet haben. Natürlich waren die Schulungen unserer Systeme, Brandschutz und Datenschutz weitere Fixpunkte dieser Woche .
Nun nach drei Wochen Betrieb schwitzen wir in manchen Details natürlich noch immer, um unseren Qualitäts- und somit Wohlfühlanspruch für unsere BewohnerInnen so erfüllen können, wie wir es uns erwarten. Aber wie einer unserer Mitarbeiter erst vorgestern zu mir sagte, was wir nach 3 Wochen schon erreicht haben, haben andere Einrichtungen nach 3 Jahren noch nicht.
In diesem Sinne, danke an alle Mitwirkenden und weiterhin viel Energie und Einfallsreichtum am Weg zu unserem Ziel dem Haus mit Leben – ein Ort(h) des Wohlfühlens. https://hausmitleben.at