12 MONATE – 2 KONKURSE

Nein, ich rede nicht von Kika/Leiner, sondern von Projekten, die wir begleiten.

Interim-Management und Teambuilding

Mit unserem Unternehmen beschäftigen wir uns seit vielen Jahren neben Teambuilding, Visions- und Strategieentwicklung für unsere Kunden auch als Interim-Manager. Für mich ist diese Kombination eine durchaus wichtige, um auch, dort wo es sinnvoll ist, selbst aktiv zu unterstützen. Systemisch „von außen“ hinzuführen ist zwar oft gut und sinnvoll, aber auch die Erfahrung und Kompetenz von Externen einzubringen, kann durchaus im Sinne des fachspezifischen „Hands On“ passend sein.
 

Segeln ist Teamsport

Wir dürfen immer wieder sehr spannende Projekte abwickeln, wie zum Beispiel den Aufbau bzw. die Ausrichtung einer internationalen Vertriebsstruktur eines Start-up-Unternehmens. Nur wer selbst in Start-ups gearbeitet hat, kann diese doch etwas andere Herangehensweise, als man sie von etablierten Unternehmen kennt, inklusive dem Arbeiten mit Business Angels/Investoren, verstehen und einen Mehrwert liefern.
 
Auch im Bereich Finanzen werden aktuell häufig neue spannende Projekte an uns herangetragen, bei denen kurzfristig Leitungspositionen vorübergehend zu besetzen sind, Reportingsysteme zu implementieren sind, die Kompetenz im Business Plan-Fine tuning notwendig ist sowie die Finanzierung für ein Vorhaben aufzustellen ist. 
 
Nun aber zum Thema des Blog-Beitrages:

12 Monate - 2 Konkurse

Innerhalb eines Jahres habe ich nun zweimal die Herausforderung angenommen, jeweils ein in Schieflage geratenes Unternehmen als Interim-Geschäftsführer zu übernehmen. 

Die beiden Unternehmen waren in unterschiedlichen Branchen tätig: Einmal ein Beratungsunternehmen mit mehr als 20 Beratern, die in einer absoluten Nische tätig waren und deren Kunden allesamt im öffentlichen Sektor angesiedelt gewesen sind. 
Und das 2. Unternehmen ist eine kleine Baufirma in der Umgebung von Wien.
Manager am Bau

Die Parallelen

Beide Unternehmen hatten unterschiedlichen Ausgangssituationen jedoch viele Gemeinsamkeiten:
  1. Familienbetrieb: Es handelte sich jeweils um ein ursprünglich vom Gründer selbst aufgebautes Unternehmen mit einer über mehrere Jahre hindurch tollen Entwicklung.
  2. Abhandenkommen der Positionierung: In beiden Fällen mangelte es am Ende an einer gewinnversprechenden Marktposition. Auch wenn die Unternehmen anfangs erfolgreich waren, diese erfolgversprechende Marktstellung ging im Laufe der Jahre bei beiden verloren.
  3. Überforderte Gesellschafter: Nachdem zwar zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Prozess, aber trotzdem in beiden Fällen, die Gründer erkrankten bzw. verstarben, kam es dazu, dass die Unternehmenserben als neue Gesellschafter mit der Situation völlig überfordert waren.
  4. Timing: Der Auftrag zur Lösung des entstandenen Problems der finanziellen Schieflage kam leider viel zu spät. Der Karren hatte sich sowohl im Bezug auf Verschuldung/Profitabilität, aber auch in der Positionierung schon so verfahren, dass beide Fälle in einer Insolvenz ohne Weiterführung des Unternehmens endeten.
Derartige  Insolvenzprojekte sind natürlich nicht lustig, da auch persönliches Schicksale von MitarbeiterInnen, Geschäftspartner und nicht zuletzt den Gesellschaftern dahinter stehen. Umso wichtiger ist es jedoch, sich hier von Experten unterstützen zu lassen.

Der Reinigungsprozess

 Was ich in dieser Phase erlebe, ist auch ein dementsprechender Reinigungsprozess. Dies klingt zwar etwas sarkastisch, wenn langjährige MitarbeiterInnen im Alter von 55+ von einer Kündigung betroffen sind. Wo doch ebendiese MitarbeiterInnen in dieser Firma schon ihre Pensionierung geplant gehabt hätten …. 
Aber am Ende des Weges bedarf es diesen manchmal auch schmerzlichen Zustand für einige wenige, um für alle anderen einen lehrreichen Prozess einzuleiten.
 
Und das meine ich nicht zynisch, sondern es ist ein Wesentliches, dass UnternehmerInnen in ihren (nächsten) Vorhaben rechtzeitig erkennen, dass es einer klaren Strategie bedarf – dass es auch ein fortwährendes Hinterfragen der Positionierung bedarf und dass das Fortsetzen von dem, was noch gestern funktioniert hat, heute oder morgen nicht automatisch weiterhin Erfolg bedeutet.
 
Die leidtragenden Angestellten und Arbeiter, die in meinen Projekten ALLE sofort wieder neue Jobs hatten, lernen im Rahmen der Insolvenz, dass sie künftig das Handeln ihrer Dienstgeber kritischer betrachten, um rechtzeitig mithelfen bzw. reagieren zu können, um im Falle des Falles gemeinsam gegenzusteuern. Schließlich sehe ich die Verantwortung nicht nur beim Firmeneigentümer oder Geschäftsführer, sondern sehr wohl auch in der Belegschaft.
 
Warum schreibe ich das so, schon fast brutal klingend? Weil die Zukunft durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz, weiter voranschreitender Digitalisierung und damit verbunden noch weiter gesteigerter Globalisierung der Märkte nach kontinuierlicher Anpassung des Geschäftsmodells bzw. rascheres Reagieren auf verändernde Marktbedingungen verlangt. Und in genau diesem Umfeld ist die Flexibilität auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ein MUSS.