
TWEETEN ODER TRÖTEN?

Spätestens seit ein amerikanischer Präsident namens Donald Trump via Twitter „regierte“, dürfte Twitter nahezu allen bekannt sein. Twitter ist der Nachrichtendienst in Kurzform, den Politiker, Journalisten, Meinungsmacher etc. täglich nützen. Twitter hat weltweit rund 230 Mio aktive Nutzer.

Man könnte sagen, dass diejenigen, die auf Twitter „tweeten“ (so nennt man das Posten von Nachrichten) in der Twitter-Bubble unter sich sind. In Österreich waren das 2019 ca. 160.000 User, also rund 1,8% der Bevölkerung. ABER: Sämtliche Medien wie Zeitungen oder TV beziehen ihre Informationen zu einem großen Prozentsatz von Twittermeldungen von Parteien, Regierungen, Diktatoren, Wirtschaftsbossen und natürlich anderen Journalisten.

Ende Oktober hat Elon Musk als reichster Mann der Welt nun Twitter um 44 Mrd USD gekauft. Sprich jeder einzelne aktive Twitter-Account ist ihm rund 200 USD wert. Die Begründung des exzentrischen Milliardärs war, dass er für Meinungsfreiheit und gegen Ausgrenzung ist und er dies bei Twitter zum Beispiel nach der Sperre von Donald Trump gesehen hat. Naja für 200 USD pro User muss er wohl noch einiges vor haben.
Seine ersten Handlungen nach 3 Tagen Führung des Unternehmens waren schon „recht interessant“. So wurde das Management entfernt. Teilweise direkt in Interviews vor laufender Kamera mit den typischen „YOU ARE FIRED“ Aussprüchen. Und wie es aussieht ist der komplette Aufsichtsrat inzwischen zurückgetreten. Leadership, das auf die künftige Meinungsfreiheit der Plattform schon so manche Schlüsse zulässt.
Konfliktherd twitter
Möge das ganze Szenario mit Elon Musk am Ende des Tages dann doch nicht so schlimm sein, wie es sich für mich aktuell anfühlt. Leider ist das halt nicht alles.
Meinen ersten Twitter-Account hatte ich 2007 angelegt. Damals aus Neugier, was das wohl ist. 2021 habe ich Tabula Rasa gemacht und meinen ursprünglichen Account gelöscht und quasi bei Null noch einmal gestartet. Warum das? Nach 14 Jahren haben sich in meinem Account so manche Tweeter angesammelt, die für mich einfach nicht mehr passten. Und nun nach rund einem Jahr mitlesen bei Wolf, Klenk, Thür, diversen Politikern, Meinungsmachern, Kriegsberichterstattern etc. ist das Fazit ein recht ernüchterndes. Ja, man bekommt hautnah die Entwicklungen mit, wo man in den klassischen Medien halt nur das Endprodukt präsentiert bekommt. Das finde ich persönlich gut, um mir meine Meinung fundierter zu bilden, ABER das Streit- bzw. sogar Hasspotenzial auf Twitter ist halt enorm geworden. 30 Minuten Tweets zu lesen, heißt für mich zwar viele News, aber auch das Konsumieren von eben diesen Hasstiraden. Hauptsache ich bin gegen das, was du von dir gibst. Für mich persönlich ist mit Musk und den letzten Entwicklungen der Schlussstrich gezogen.
MASTODON, DIE ALTERNATIVE?
Und wie so oft im Leben, geht eine Türe zu, geht eine andere auf.
Wie viele andere Twitter-User in den letzten Tagen, habe auch ich nach einer Alternative Ausschau gehalten. Dabei bin ich auf Mastodon gestossen. Mastodon ist ein auf Open Source basierendes föderalistisches soziales Netzwerk. Was heißt das? Anders als Twitter, kann Mastodon nicht gekauft werden. Es besteht aus vielen verteilten Micro-Blogging-Servern, die von großteils unentgeltlich agierenden IT-Experten/Freaks aufgebaut und betrieben werden. So kann jeder seinen eigenen Server (Instanz im Fachjargon) aufsetzen und mit den anderen interagieren. Illegale Bubbles wie z.B. die Rechtsradikale Szene wird von der Community sofort isoliert und hat damit (aktuell) keine Chance sich wie bei Twitter passiert zu behaupten.
Spannend, oder? Als freiheitsliebender digitaler Nerd, der ich bin, reizt mich so etwas natürlich. Ich bin vor wenigen Tagen der Instanz von wien.rocks beigetreten. wien.rocks wird von Paula administriert, mit der du als User in direkte Interaktion gehen kannst, wenn du was brauchst, wissen willst oder ihr einfach auch Feedback geben willst.
Was soll ich sagen nach 4 Tagen „tröten“ (so heißt das Posten nämlich bei Mastodon)? Es ist eine aktuell sehr rasch wachsende weltweite Community. Und plötzlich erlebe ich wieder, dass wertschätzend getrötet bzw. geteilt wird. Die Twitteranden, die des Pöbelns Willen versuchen hier zu landen, werden von der Community an den Rand gestellt. Kurz gesagt, es macht mir persönlich mehr Spaß hier zu sein, als auf Twitter.
FEDIVERSE
Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass Mastodon ein Teil von Fediverse ist. Fediverse ist das Kunstwort bestehend aus Federation und Universe. Dazu zählen auch Dienste wie Pixelfed (Instagram-Alternative), Friendica (Facebook-Alternative), PeerTube (YouTube-Alternative). Und was ich dazu sagen kann, kommt vielleicht auch mal in einen Blog als digitaler Nerd.
Warum das Ganze aus Sicht von mir als Coach? Es handelt sich bei all dem um zwischenmenschliche Kommunikation. Frei nach dem Leitspruch des ehemaligen Ericsson-CEOs Lars Ramquist: „It’s About Communication between People, the Rest is Technology“.
Happy Tröt!